Interview mit Maik Lindner – Trainer der Leistungsgruppe



Jens Galler
Hallo Maik, du bist jetzt seit April diesen Jahres der neue Trainer in der Boxsportvereinigung. Wie gefällt es dir?

Maik Lindner:
Ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Ich habe mit Joanne Vedder eine Kollegin, die schon exzellente Vorarbeit geleistet hat. Wir sind ein super Team – ob im Training oder auf Wettkämpfen! Und die Trainierenden haben echtes Potential. Es macht mir riesigen Spaß!

J.G.
Man merkt jetzt schon deutliche Fortschritte in der Gruppe. Man kann beobachten, dass du dich besonders am Ende von jedem Training lange mit den Trainierenden unterhältst. Hast du sowas wie Grundsätze als Trainer?

M.L.
Naja, klar. Zunächst mal kann man nicht alle Trainierenden über einen Kamm scheren. Jede/r Trainierende ist ein Individuum und muss sich entsprechend entfalten können. Es gibt ja z.B. Manöver- und Konterboxer. Ich sehe diese Anlagen und dann feilen wir gemeinsam daran. Diese individuellen Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern, das ist sicher mit das Wichtigste.
Zudem verfolge ich einen dynamischen Boxstil, in dem eine taktische Dominanz trainiert wird. Und als Trainer bist du natürlich eine Bezugsperson. Es ist mir wichtig, Einzelgespräche zu führen… Fortschritte, Taktik, Auswerten… Alles ganz wichtig! Die Entwicklung beginnt halt immer im Kopf.

J.G.:
Wie und wann bist du selbst denn zum Boxsport gekommen?

M.L.:
Das war 1985, mein Vater hatte auch geboxt und kannte den Trainer von meinem ersten Verein SV Fortschritt NeustadtGlewe (damals in der DDR) sehr gut und dann hab ich dort mit 11 Jahren mein Boxtraining begonnen. Ich habe gleich großen Spaß am Boxen gehabt. Habe sehr schnell meine ersten Kämpfe bestritten und diese gleich auch alle gewonnen. Dann ging alles ganz schnell: Bezirksmeisterschaft, Bezirksauswahl, Kreismeisterschaft, Aufnahme in einen höheren Kader, 1987 Aufnahmeprüfung zur Kinder- und Jugendsportschule von meinem späteren Verein Traktor Schwerin.

J.G
Auf wieviel Jahre Boxsport schaust du denn dann zurück, bzw. wie viele Kämpfe hast du denn insgesamt bestritten?

M.L.
Also insgesamt komme ich auf rund 100 Kämpfe. Ich habe intensives Boxtraining bis 1997 gemacht und hab mich dann auch mal anders orientiert. Ich habe z.B. Aikido trainiert, habe aber auch immer wieder andere Interessen verfolgt: zum Beispiel viel Musik gemacht, viel gelesen, viel geschrieben… Und habe dann erst in Freiburg wieder mit dem Boxtraining angefangen.

J.G.
Welche Bedeutung hatte dein Trainer und dessen Persönlichkeit damals für dich? Und was heißt das für dich jetzt – selber als Trainer?

M.L.
Als ich 18 war, hatte ich das große Glück, eine Zeit lang Michael Timm als Trainer zu haben. Timm hat ja u.a. auch Felix Sturm trainiert. Er war ein wunderbarer Trainer. Er war sehr speziell, hat viel am Mann gearbeitet und am individuellen Stil der Kämpfer gefeilt. Er hat viel über die Psyche gemacht. Da wurde ich in kürzester Zeit ein ganz anderer und viel besserer Boxer. Das ist sicher einer mit der Gründe dafür, dass ich als Trainer stark auf Kommunikation und den Kopf setze.

J.G.
In welcher Gewichtsklasse hast du da geboxt?

M.L.
Feder- und Leichtgewicht.

J.G.
Was machst du am liebsten in deiner Freizeit?

M.L.
Momentan schaue ich viel Amateurkämpfe.
Ansonsten habe ich sehr viele Interessen. Ich lese viel, musiziere, streife mit unserem Hund durch die Natur …Philosophie interessiert mich sehr. Das kommt aber auch immer auf die verschiedenen Phasen an. Ich bin ein echter Phasenmensch und dann mache ich die Sachen, die mich interessieren immer sehr intensiv!

J.G.
Was hat dir deine Boxerlaufbahn gebracht. Gibt es etwas, wovon du heute noch profitierst?

M.L.
Ja auf jeden Fall! Diese harte Schule, die ja auch immer was mit Tränen zu tun hatte und die Phasen des Abnehmens für einen Kampf usw… das möchte ich nicht missen… Das Boxen hat mein ganzes Leben sehr geprägt mit all dem Schmerz, Durchhaltevermögen, Geduld, dem Durchbeißen… das hat letztendlich auch mich geformt!

J.G.
Seit wann wohnst du in Freiburg?

M.L.
Seit 2005.

J.G.
Was trinkst du am liebsten nach einem ausgiebigen Boxtraining?

M.L.
Ein schönes kaltes Bierchen!

J.G.
Na dann Prost! Vielen Dank für das Gespräch!

M.L.
Sehr gerne

Das Interview wurde von Jens Galler im Juni 2022 durchgeführt.