Boxnacht Riegel 2024
Auch in diesem Jahr wieder eine der schönsten Veranstaltungen im Boxkalender: Bei der Boxnacht in Riegel am 9. November stimmte einfach alles! Jahr für Jahr bieten unsere Nachbarn und Freunde aus Riegel das perfekte Boxspektakel. Schon vor der Halle wird man vom herrlichen Duft des Barbecues und krachenden Schlägen in den aufgestellten Boxautomat empfangen; schier kein Vorbeikommen zwischen den gesittet Hungrigen und dem ausgelassen johlenden Nachwuchs. Innen geht es im dichten Gedränge weiter in die optimal geschnittene, sehr atmosphärische Halle. Stimmungsvolles Licht, eine fantastische Kapelle bespielt die Pausen, das ausgelassene Publikum quetscht sich bis in die letzte Ecke. Mit der Mischung aus Jung und Alt von nah und fern, zwischen Tradition und Moderne gleicht die Boxnacht einem Volksfest. Und so direkt vor der Haustür ist es fast ein Heimspiel: Denn nicht nur unsere BSV-Fans waren zahlreich da (Danke an dieser Stelle!), nein, auch die Boxer und Trainer aus der Region kennen und unterstützen sich gegenseitig freundschaftlich.
In diesem perfekten Setting durften zwei unserer Boxer – betreut von Maik Lindner und Markus Kapfer – kämpfen:
Yann Höher (BSV Freiburg) – rote Ecke gegen Acar Baran (Olympisches Boxen Freiburg) – blaue Ecke
Der Kampf ist leider schnell erzählt. Beide kannten sich schon als Sparringspartner und waren in der ersten Runde sehr gut aufeinander eingestellt. Die Herangehensweise war ähnlich, die Schlagzahl hoch, die Deckung recht solide geschlossen, so dass keiner der beiden sich einen Vorteil verschaffen konnte. Es versprach, ein guter und enger Fight über die volle Distanz zu werden, zumal über Yanns Gegner bekannt ist, starke Nehmerqualitäten zu besitzen. Doch leider wurde der Kampf in Runde zwei abgebrochen: Kurz nach Beginn zeigte der gegnerische Trainer dem Ringrichter an, dass er vergessen hatte, seinem Schützling den Zahnschutz wieder einzulegen. Woraufhin – nach kurzer Rücksprache mit dem Kampfgericht – der Kampf abgebrochen und die blaue Ecke disqualifiziert wurde. Dies führte bei Team blau zu verständnislosen Gesichtern, erhitzten Gemütern, direkten Worten, einem wütenden Abgang – und auch Yann blieb trotz seines Sieges traurig und enttäuscht zurück. Diese sehr kleinliche Regelauslegung fühlte sich nicht nach einem guten Sieg an und Yann hätte lieber über die komplette Distanz geboxt.
Sohrab Abdul (BSV Freiburg) – rote Ecke gegen Baisch Jeromnimo (MBC Ludwigsburg) – blaue Ecke
Die Vorzeichen waren ideal, da Sohrabs Gegner auf dem Papier exakt auf Augenhöhe war und die Halle voller Freunde, Familie und Unterstützer war. Und nicht ideal, denn eine leichte Schulterverletzung aus der Trainingswoche irritierte Sohrab auch beim Warmmachen. Noch viel mehr stresste ihn jedoch die unerwartete Helmpflicht, die ihn (und die Trainer) beim Gang in den Ring überraschte.
Trotz beider Handicaps startete Sohrab perfekt in den Kampf. Nach einem sehr kurzen Abtasten übernahm er sofort die Führung und dominierte seinen Gegner in Runde 1 nach Belieben. Seine Schlaghände kamen ständig durch, konsequent ging er selbst in die Angriffe oder konterte die Bemühungen seines Gegners ab. Seine Deckung war dabei – typisch für ihn – bewusst offen. Die vermeintliche Einladung nahm Blau ein ums andere Mal an und tappte jedes Mal schmerzhaft in die Falle. Sohrab antizipierte die Handlungen und Schläge fast hellseherisch, duckte, mied, wich spielerisch aus und ließ sein Gegenüber sehr häufig ins Leere laufen und schlagen. Nur um im nächsten Moment hart dagegen zu gehen. Und diese Treffer zeigten schnell Wirkung: seinem Gegner war die Ratlosigkeit sichtlich ins Gesicht geschrieben und er verlor merklich den Mut im Angriff. Was Sohrab spürbar störte und er deutlich anzeigte: Mit gezielten kleinen Provokationen forderte er sein Gegenüber auf, gefälligst zu boxen und zu treffen. Davon angestachelt folgten beherzte, aber eher kopflose Angriffe von Blau, direkt in krachende Konter. Davon angestachelt war das Publikum jetzt voll da und auf Sohrabs Seite.
Die Pause brachte keine Besserung, da Blau gegen Rot technisch-taktisch keinerlei Mittel zur Verfügung standen. Sohrab selbst verlor in Runde 2 etwas an Klasse und sich zu sehr in den kleinen Provokationen. Jedoch nichts, wofür er bestraft hätte werden können. Und am Kräfteverhältnis rüttelte dies ebenfalls nicht das Geringste. Er bestimmte weiterhin das Geschehen und gewann auch Runde 2 einstimmig.
In der letzten Runde hat Sohrab sich wieder ganz auf seine boxerischen Qualitäten besonnen und seinen Gegner im Ring sportlich regelrecht vorgeführt. In einer Dominanz, in einer Klarheit, in einer Leidenschaft, die den Saal elektrisierte. Seine Angriffe waren wieder deutlich variabler und er setzte auch wieder deutlich mehr Treffer zum Körper.
Unterm Strich eine fantastische und die bisher beste Leistung von Sohrab, die Lust auf mehr Kämpfe von ihm in 2025 macht. Gegen einen Gegner, der zwar boxerisch an diesem Abend keinen Zugriff fand, aber definitiv ein starker Boxer ist – mit einem riesigen Kämpferherz. Nur so lässt sich erklären, dass er bis zum Schluss nicht angezählt wurde und trotz der harten Zeichnungen im Gesicht (und sicherlich am ganzen Körper) noch lächelnd aus dem Ring steigen konnte.
Das beeindruckte Publikum zollte beiden den langen, verdienten Applaus.
n Riegel war der BSV zu Gast bei Freunden und konnte sich mit Yann und Sohrab hervorragend präsentieren. Herzlichen Dank für euer tolles Event. Wir freuen uns schon auf die Boxnacht 2025 mit hoffentlich noch mehr Kämpfen mit BSV-Beteiligung!
Bericht: Markus Kapfer